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Wie ich rechtgeleitet wurde, seite 5
Beginn der Nachforschungen
Ich freute mich sehr und platzierte die Bücher in einem speziellen Zimmer, das ich nunmehr "die Bibliothek" nannte. Danach erholte ich mich ein paar Tage. Kurz darauf erhielt ich meinen Dienstplan für das neue Semester. Daraus ging hervor, dass ich drei aufeinander folgende Tage in der Woche unterrichten und vier aufeinander folgende Tage ruhen sollte.
Sodann begann ich mit der Lektüre der Bücher. Ich las Aqa‘id al-Imamiyya (Glaubensinhalte der Imamiyya) und Asl al-Schi‘a wa Usuluha (Ursprung und Prinzipien der Schia). Ich fand innere Ruhe, als ich über die Glaubensinhalte und Ideen der Schi'iten las. Danach las ich al-Muraja‘at von Sayyid Scharafuddin al-Mussawi. Schon nach dem Lesen weniger Seiten dieses Buches hatte es mich derart in seinen Bann gezogen, dass ich nicht mehr davon ablassen konnte. Manchmal nahm ich es sogar mit in die Fakultät. Ich war beeindruckt von der deutlichen Ausdrucksweise des schi'itischen Gelehrten und wie er Probleme löst, während der sunnitische Gelehrte – ein Scheich der al-Azhar in Kairo – keinen Ausweg fand.
Dieses Buch war genau das, wonach ich mich gesehnt hatte, weil es nicht wie die Bücher war, in denen der Verfasser schreibt, was ihm gefällt, ohne dass jemand ihm widerspreche.
Al-Muraja‘at ist ein Gespräch zwischen zwei Gelehrten zweier unterschiedlicher Glaubensrichtungen. Beide legen jede Äußerung des anderen sorgfältig auf die Waagschale, wobei sie sich der beiden grundlegenden Wissensquellen aller Muslime, des Heiligen Qur'ans und der authentischen, beiderseits übereinstimmenden prophetischen Tradition aus den Sahih-Werken der Sunniten, bedienen. Dieses Buch spiegelte exakt meine Situation als Suchender wider, der nach der Wahrheit forscht und sie akzeptiert, wo immer sie sich finden lässt. Somit war dieses Buch für mich sehr nützlich und auch im Allgemeinen für meine Ansprüche ziemlich informativ.
Ich war verblüfft, als der Verfasser über die Befehlsverweigerung einiger Gefährten gegen den Gesandten (s.) sprach und dazu noch zahlreiche andere Beispiele anführte. Dazu gehört das "Donnerstagsunglück", wobei ich mir nicht hätte vorstellen können, dass Omar Ibn al-Khattab dem Gesandten Allahs (s.) widersprechen und ihm gar vorwerfen könnte, Unsinn zu reden. Anfänglich glaubte ich, diese Überlieferung stamme aus schi'itischen Quellen, doch ich staunte noch mehr, als ich erfuhr, wie der schi'itische Gelehrte sie aus Sahih al-Bukhari und Sahih Muslim zitierte. Da sagte ich in mir: "Ich muss mich vergewissern, ob es sich wirklich in Sahih al-Bukhari finden lässt."
Also fuhr ich in die Hauptstadt und kaufte mir dort Sahih al-Bukhari, Sahih Muslim, Musnad von Imam Ahmad Ibn Hanbal, Sahih al-Tirmizi, al-Mawatta von Imam Malik und andere berühmte Werke. Ohne die Heimkehr abzuwarten, blätterte ich schon während der Fahrt im Omnibus von Tunis nach Gafsa im Bukhari und suchte nach der Stelle, die von dem "Donnerstagsunglück" handeln sollte, wobei ich hoffte, nicht auf sie zu stoßen.
Doch entgegen meinem Willen fand ich sie und las sie mehrere Male. Sie stand genauso da wie Sayyid Scharafuddin sie zitiert hatte. Ich versuchte, den ganzen Vorfall zu leugnen, denn ich konnte nicht fassen, dass Omar solch eine gefährliche Rolle gespielt haben sollte. Wie sollte ich jedoch am Wahrheitsgehalt der Überlieferung zweifeln oder den Teil davon leugnen, dessen Verwerfung erforderlich ist, weil er nämlich die Verwerfung all unserer Glaubensinhalte erforderlich macht.
Wenn der schi'itische Alim aus schi'itischen Büchern überliefert hätte, hätte ich es niemals geglaubt. Aber da er aus den authentischen Werken (Sihah) der Sunniten, an denen nicht zu rütteln ist, überliefert, und wir selbst sie als die authentischsten Bücher neben dem Qur'an bezeichnen, sind wir daran gebunden. Denn wenn ich begänne, an diesen Sihah zu zweifeln, bliebe von den Lehren des Islam nichts Glaubwürdiges mehr übrig, weil diese Lehren im Qur'an in gekürzter Form erwähnt werden und wir lange Zeit nach dem Tode des Propheten (s.) leben. Darüber hinaus haben wir unser Wissen von unseren Vorvätern durch diese Sihah geerbt, und es gibt keine Möglichkeit, diese Bücher zu verwerfen.
So schwor ich mir, diese lange, schwierige Suche anzugehen, mich dabei auf die bei Sunniten und Schi'iten authentischen Ahadith zu stützen und Ahadith (Mehrzahl von “Hadith” (Überlieferung)), auf die sich nur eine der beiden Parteien beruft, unberücksichtigt zu lassen. Auf diese gerechte Weise würde ich mich von sentimentalen und fanatischen Einflüssen und rassistischen und nationalistischen Neigungen fernhalten. Gleichzeitig würde ich jedem Zweifel vorbeugen und schließlich auf Gottes rechten Pfad gelangen.
Die Gefährten (Sahaba) des Propheten aus Sicht der Schi'iten und Sunniten
Die wichtigste Sache, die ich als Grundlage aller zur Wahrheit führenden Nachforschungen betrachte, ist die Durchleuchtung der Lebensläufe, Stellungen, Taten und Standpunkte der Sahaba, weil wir durch sie unsere Glaubensinhalte vermittelt bekamen und in Zeiten der Unterdrückung durch sie mit Allahs Gesetzen Erleuchtung fanden. So haben bereits die islamischen Gelehrten – aus Überzeugung – die Sahaba und ihre Lebensläufe gründlich untersucht und zahlreiche Bücher über sie verfasst wie: Usd al-Ghaba fi Tamyiz al-Sahaba, al-Isaba fi Ma‘rifat al-Sahaba, Mizan al-I‘tidal und andere Werke, die sich mit dem Leben der Sahaba, ihrer kritischen Untersuchung und Analyse befassen – aber aus Perspektive der Ahl al-Sunna wa al-Jama‘a.
Dabei gibt es eine Schwierigkeit, die damit zusammenhängt, dass die damaligen Gelehrten überwiegend nur das schrieben, was mit den Ansichten der omayyadischen und abbasidischen Machthaber übereinstimmte, welche für ihre Feindschaft gegen die Familie des Propheten (s.) und allen, die mit ihr sympathisierten und ihnen folgten, bekannt waren. Daher wäre es nicht gerecht, sich ausschließlich auf ihre Aussagen zu verlassen, ohne die Meinungen weiterer Gelehrter hinzu zu nehmen, die von jenen Regimen unterdrückt, vertrieben und getötet wurden, eben weil sie Anhänger der Ahl-ul-Bayt waren und Ausgangspunkt jener Aufstände gegen die tyrannischen und perversen Machthaber.
Bei alledem stellen die Sahaba das grundlegende Problem dar. Sie waren es, die sich darum stritten, ob Rasulullah für sie jenes Schriftstück verfassen sollte, das sie bis zur Letzten Stunde vor dem Fehlgehen bewahren sollte. Und diese ihre Meinungsverschiedenheit war die Ursache dafür, dass der islamischen Gemeinde diese Auszeichnung vergönnt blieb und sie statt dessen in die Irre ging, sich in Gruppen aufspaltete, die ebenfalls untereinander zerstritten sind und zu ihrem Versagen und Untergang geführt haben.
Und die Sahaba waren es, die in Bezug auf das Kalifat uneins waren und eine herrschende und eine oppositionelle Partei bildeten, was der Gemeinde die Rückständigkeit und Aufspaltung in Alis Partei und Muawiyas Partei brachte. Und die Sahaba waren es auch, die unterschiedliche Meinungen über die Auslegung des Qur'ans und der Traditionen des Gesandten (s.) unterhielten, woraus Dogmen, Sekten, Gruppen und Glaubensrichtungen entstanden. Daraus wiederum gingen verschiedene Lehren und Philosophien hervor, die von gezielten, politischen Abwehrhandlungen zur Strecke gebracht wurden, damit die Obrigkeit ihre begehrte Macht und Regie erlangen konnte.
Nur wegen den Gefährten haben die Muslime sich aufgeteilt. Jeder Widerspruch, der auftrat oder auftritt, ist auf Meinungsverschiedenheiten unter ihnen zurückzuführen. Obwohl sie sich darin einig waren, dass sie ein und denselben Gott haben, ein und denselben Qur'an, ein und denselben Propheten und ein und dieselbe Gebetsrichtung, begannen ihre Meinungsverschiedenheiten im Pavillon der Sippe Banu Sa‘ada am allerersten Tage nach dem Tode des Gesandten (s.) und hält bis heute noch an und wird auch weiterhin andauern. So fand ich während meiner Gespräche mit den schi'itischen Gelehrten heraus, dass sie die Gefährten des Propheten (s.) drei Klassen zuordnen:
Die erste Klasse sind die guten Sahaba, die Allah und Seinen Gesandten (s.) wirklich kannten, ihm bis zum Tode huldigten und ihn mit ehrlichen Worten und aufrichtigen Taten begleiteten, nach ihm nicht Kehrt machten sondern ihrem Eid treu blieben. Dafür lobte Allah sie in Seinem erhabenen Buch viele Male, und auch Allahs Gesandter (s.) lobte sie dafür häufig und oft. Die Schi'iten erwähnen diese Gefährten mit Respekt und Wertschätzung und haben Wohlgefallen an ihnen wie auch die Sunniten mit Respekt und Anerkennung an sie zurückdenken.
Die zweite Klasse bilden die Gefährten, die den Islam annahmen und Rasulullah (s.) folgten – sei es freiwillig oder aus Angst – und ihn manchmal kränkten, sich seinen Anordnungen widersetzten und statt dessen ihre eigenen Ansichten hervorhoben, obwohl sie den Heiligen Schriften widersprachen, bis dass Allah qur'anische Verse herabsandte, mal, um sie zu tadeln, und mal, um sie zu warnen. So stellte Allah sie mehrere Male im Qur'an bloß, und auch Allahs Gesandter (s.) warnte sie in vielen seiner Aussprüche. Deshalb erwähnen die Schi'iten sie nur in Zusammenhang mit ihren Taten und ohne Respekt oder Anerkennung.
Was die dritte Klasse der Sahaba betrifft, so handelt es sich bei ihnen um die Heuchler (Munafiqun), die den Propheten (s.) aus List heraus begleiteten und rein äußerlich Muslime waren, innerlich jedoch dem Unglauben verfallen. Sie schmeichelten sich ein, um gegen den Islam und im Allgemeinen gegen die Muslime Ränke zu schmieden. Darum offenbarte Gott eine ganze Sure über sie und erwähnt sie an mehreren anderen Stellen, wo Er ihnen die tiefsten Abgründe der Hölle verheißt. Auch Allahs Gesandter (s.) warnte vor ihnen und lehrte einigen seiner Gefährten ihre Namen und Merkmale. Sowohl Schi'iten als auch Sunniten sind sich über ihre Verwünschung einig und sprechen sich von ihnen frei.
Dann gibt es da noch eine besondere Klasse, die – wenn sie zu den Sahaba gezählt werden kann – sich durch ihre enge Verwandtschaft mit dem Propheten (s.), moralische und geistige Tugenden und besondere Auszeichnungen durch Allah und Seinen Gesandten (s.) von den anderen abheben, ohne dass ihnen darin irgend jemand gleich stünde. Es handelt sich dabei um die Ahl-ul-Bayt, von denen Allah jegliche Unreinheit entfernt (Sure al-Ahzab (33), Vers 33) und sie absolut geläutert hat, den Segensausspruch über sie für die Muslime zur Pflicht gemacht hat (Sure al-Ahzab (33), Vers 56), wie Er ihn über Seinen Gesandten zur Pflicht gemacht hat und ihnen einen Anteil von der Fünftelabgabe (Khums) zuteilte (Sure al-Anfal (8), Vers 41). So machte er auch jedem Muslim zur Pflicht, sie zu lieben als sei diese Liebe ein Teil der Botschaft (Sure al-Shura (42), Vers 23) Muhammeds. Sie sind die Ulu-l-Amr (Befehlshaber) denen gegenüber Allah den Muslimen den Gehorsam zur Pflicht gemacht hat (Sure al-Nisa (4), Vers 59). Und sie sind mit dem Wissen verwurzelt und kennen die Auslegung des Qur'ans und seine verborgene und offenkundige Bedeutung (Sure Ali Imran (3), Vers 7). Und sie sind die Ahl-uz-Zikr, welche Allahs Gesandter (s.) in seinem Hadith al-Thaqalayn (Hadith von den beiden gewichtigen Dingen - Hadith al-Thaqalayn: z.B. Kanz al-Ummal, Band 1, Seite 44; Musnad Ahmad, B. 5, S. 182) mit dem Qur'an auf eine Stufe stellte und den Muslimen auferlegte, an ihnen festzuhalten, und sie mit Noahs Arche verglich; wer sie besteigt, wird errettet, und wer sie meidet, geht unter (Hadith von der Arche: al-Mustadrak von al-Hakim, B. 3, S. 151, Zusammenfassung von al-Zahabi; al-Sawa‘iq al-Muhraqa von Ibn Hajar, Seiten 184 und 234). Die Sahaba kannten den Stellenwert der Ahl-ul-Bayt und verehrten und respektierten sie. Die Schi'iten richten sich nach ihnen und betrachten sie neben allen Gefährten als vorrangig, wofür sie auch über Beweise aus unmissverständlichen Quellen verfügen.
Was die Sunniten betrifft, so respektieren und verehren sie die Ahl-ul-Bayt ebenfalls, erkennen jedoch diese Unterteilung der Sahaba nicht an und zählen die Heuchler (Munafiqun) nicht dazu. Statt dessen waren die Gefährten ihrer Ansicht nach die besten Geschöpfe nach Rasulullah (s.). Die einzige Unterteilung bei ihnen orientiert sich an dem Zeitpunkt des Eintretens in den Islam und die guten Taten. Damit bevorzugen sie in erster Linie die vier rechtgeleiteten Kalifen, dann die sechs Übrigen von den Zehn, denen angeblich das Paradies verheißen worden sein soll. Deshalb hört man sie auch – wenn sie den Segenswunsch über den Propheten (s.) und seine Familie aussprechen – ohne Ausnahme hinzufügen: "...und all seine Gefährten".
Das ist es, was ich von den Ulema der Ahl al-Sunna wa al-Jama‘a und den Schi'iten über die Zuordnung der Gefährten gehört habe. Und das ist es auch, was mich anspornt, meine Nachforschungen mit dem intensiven Studium der Sahaba beginnen zu lassen. Also habe ich Gott, meinem Herrn, geschworen, meine Emotionen zu ignorieren, um neutral und objektiv sein zu können, wenn ich mir die Aussagen beider Parteien anhöre, und dem Besten davon zu folgen. Dabei sollen meine maßgeblichen Quellen folgende sein:
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Das sichere Prinzip der Logik. Das bedeutet, dass ich mich auf nichts stützen werde außer auf das, worin sich alle bezüglich der Interpretation des Qur'ans und der authentischen prophetischen Sunna einig sind. |
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Der Verstand. Er ist die größte aller Gaben Gottes an den Menschen. Mit ihm hat Er uns gegenüber allen anderen Geschöpfen ausgezeichnet. So argumentiert Er, Der Erhabene, und ruft Seine Diener zur Überlegung auf, indem Er spricht: "Begreifen sie denn nicht...", "verstehen sie denn nicht...", "überlegen sie denn nicht..." und "erkennen sie denn nicht...?" |
Ich werde so tun, als wäre ich ein Neuling im Islam und würde erst seit Kurzem an Allah und Seine Engel, Seine Bücher und Gesandten und daran, dass Muhammad Sein Diener und Gesandter ist, glauben. Ich werde mich dabei auf keinen einzigen Sahabi verlassen, ganz gleich wie nahe er dem Propheten (s.) stand oder welche Position er ausfüllte. Ich bin weder Omayyade noch Abbasside oder Fatimide, weder Sunnit noch Schi'it. Ich hege auch keinerlei Feindschaft gegen Abu Bakr oder Omar oder Osman oder Ali, noch nicht einmal gegen Wahshi, den Mörder von Hamza, der ja später zum Islam übertrat. Denn der Übertritt zum Islam macht nichtig, was davor geschehen sein mag. Somit hat Allahs Gesandter (s.) ihm bereits vergeben.
Zweck dieser meiner Nachforschungen ist der Wunsch, die Wahrheit zu erfahren. Dafür habe ich sämtliche vorausgegangene Ideen mit Aufrichtigkeit abgelegt und beginne mit Allahs Segen meine Suche nach den Standpunkten der Sahaba.
1. Die Sahaba beim Friedensabkommen von Hudaybiyya
Die Zusammenfassung der Geschichte ist, dass Rasulullah (s.) im sechsten Jahr nach der Hidschra mit 1400 seiner Gefährten in der Absicht loszog, die Wallfahrt in Mekka zu vollziehen. Nachdem er ihnen befohlen hatte, ihre Schwerter in der Nähe abzulegen, begaben sie sich bei Zi al-Halifa in den Weihezustand (Ihram), um den Quraischiten verständlich zu machen, dass sie als Besucher gekommen sind, um die Wallfahrt zu vollziehen, und nicht, um Krieg zu führen. Doch die Quraischiten in ihrem Stolz befürchteten, die anderen Araber könnten denken, Muhammad habe Mekka gewaltsam eingenommen und ihren Widerstand gebrochen. Deshalb entsandten sie eine Delegation zu ihm, die von Suhayl Ibn Amr Ibn Abd Wadd al-Amiri angeführt wurde, und forderten von ihm, dieses Mal noch heimzukehren, da sie ihm erst im darauffolgenden Jahr Mekka für drei Tage überlassen wollten. Dafür verlangten sie von ihm jedoch die Einhaltung unbarmherziger Bedingungen, die Allahs Gesandter (s.) um des Friedens willen auch akzeptierte wie es ihm von Gott eingegeben worden war.
Einigen seiner Gefährten hingegen gefiel das Verhalten des Propheten nicht, wofür sie ihn mit heftiger Kritik konfrontierten. Omar Ibn al-Khattab kam zu ihm und sagte: “Bist du nicht wahrhaftig Allahs Prophet?” Er antwortete: "Ja, das bin ich." Omar sagte: "Sind wir nicht im Recht und unsere Feinde im Unrecht?" Er antwortete: "Doch." Omar sagte: "Und warum erniedrigen wir uns dann vor ihnen in unserem Glauben?" Rasulullah (s.) sprach: “Wahrlich, ich bin Allahs Gesandter und widersetze mich nicht Seinem Befehl, denn Er ist mein Helfer!" Da sagte Omar: "Hattest du uns denn nicht erzählt, wir würden zum Heiligen Haus gehen und es umrunden?"
Er antwortete: "Doch. Aber habe ich dir gesagt, wir würden in diesem Jahr dorthin gehen?" Omar sagte: "Nein." Er (s.) sagte: "Also wirst du noch dorthin gehen und es umrunden." Danach ging Omar Ibn al-Khattab zu Abu Bakr und sagte: “O Abu Bakr, ist der da nicht wirklich Allahs Prophet?” Er antwortete: "Doch." Dann stellte Omar ihm die gleichen Fragen wie er sie bereits Allahs Gesandtem (s.) gestellt hatte, und Abu Bakr antwortete ihm mit den gleichen Antworten. Dann sagte er zu ihm: "Hör zu! Er ist wahrhaftig Allahs Gesandter und widersetzt sich Ihm nicht, denn Er ist sein Helfer, also halte dich an seine Anweisungen."
Als Allahs Gesandter (s.) mit der Aushandlung des Friedensabkommens fertig war, sagte er zu seinen Gefährten: "Steht auf und schlachtet, danach rasiert euch eure Köpfe!" Doch bei Allah, kein einziger von ihnen stand auf, nicht einmal, als er es drei Mal gesagt hatte. Da kein Einziger seinem Befehl Folge leistete, begab er sich in sein Zelt und kam wieder heraus, ohne mit jemandem von ihnen zu sprechen. Dann schlachtete er mit seinen eigenen Händen ein Tier und rief seinen Barbier zu sich, damit er seinen Kopf rasiere. Und als seine Gefährten dies sahen, standen sie auf und begannen zu schlachten. Dann fingen sie an, sich einander zu rasieren, bis sie sich beinahe gegenseitig töteten (Dieses Ereignis wurde schriftlich festgehalten von Biographen und Historikern wie al-Bukhari in seinem Sahih-Werk im Kapitel "Die Bedingungen beim Dschihad", Band 2, Seite 122, und Sahih Muslim im Abschnitt "Das Friedensabkommen von Hudaybiyya", Band 2).
Das war die Kurzfassung von dem Ereignis des Friedensabkommens von Hudaybiyya. Es gehört zu den Ereignissen, die bei Schi'iten und Sunniten als unbestritten gelten. Historiker und Biographen wie al-Tabari, Ibn al-Athir, Ibn Sa‘d und andere wie al-Bukhari und Muslim haben es dokumentiert.
Hier muss ich einmal kurz Halt machen, weil ich so etwas unmöglich lesen kann, ohne erschüttert und verwundert zu sein über das Verhalten jener Gefährten gegenüber ihrem Propheten (s.). Kann denn ein kluger Mensch die Behauptung einiger Leute akzeptieren, die Sahaba – möge Allah Wohlgefallen an ihnen haben – hätten stets die Befehle des Gesandten Allahs befolgt und ausgeführt, obwohl dieses Geschehnis sie Lügen straft und ihre Absichten zunichte macht? Kann sich ein denkender Mensch vorstellen, es handele sich bei diesem Verhalten gegenüber dem Propheten (s.) um eine geringfügige, entschuldbare oder gar willkommene Art? Der Erhabene spricht: Bei deinem Herrn, sie werden nicht glauben, bis sie jemanden haben richten lassen über das, was sich unter ihnen ereignet; erst dann finden sie keine Mühe mehr darin, sich an deinen Entscheid zu halten und sich zufrieden zu geben. (Sure al-Nisa (4), Vers 65)
Und gab Omar Ibn al-Khattab sich hierin etwa zufrieden und fand keine Mühe darin, sich an den Entscheid des Gesandten (s.) zu halten?! Oder beharrte er auf seinem Standpunkt und wies den Befehl des Propheten zurück? Insbesondere mit seinen Äußerungen: “Bist du nicht wahrhaftig Allahs Prophet?” und “Hattest du uns etwa nicht erzählt?” und so weiter. Und gab er sich zufrieden, nachdem Allahs Gesandter (s.) ihm überzeugende Antworten gegeben hatte? Nein. Er war keineswegs überzeugt und ging zu Abu Bakr und stellte ihm die gleichen Fragen. Und war er zufrieden, nachdem Abu Bakr ihm geantwortet und verdeutlicht hatte, dass er dem Propheten (s.) gehorchen müsse?
Ich weiß nicht, ob er damit zufrieden war oder ob ihn die Antworten des Propheten (s.) oder Abu Bakrs überzeugten. Falls ja, warum sagte er dann von sich selbst einmal: “Und solche Taten beging ich...” Nur Allah und Sein Gesandter wissen, um welche Taten es sich handelte, die Omar beging. Ich weiß auch nicht, aus welchem Grund die übrigen Anwesenden sich danach weigerten, als Rasulullah zu ihnen sagte: "Steht auf und schlachtet, danach rasiert euch eure Köpfe!" Und sogar, als er seinen Befehl drei Mal erfolglos wiederholte, hörte immer noch keiner von ihnen auf ihn.
Gepriesen sei Allah! Ich kann nicht fassen, was ich da lese! Wie können die Sahaba sich dazu hinreißen lassen, mit der Anordnung des Gesandten derart umzuspringen? Wenn dieser Bericht ausschließlich aus schi'itischen Quellen stammen würde, würde ich ihn als Verleumdung der Sahaba auffassen. Dieser Bericht hat jedoch solche Bestätigung und solch einen Bekanntheitsgrad erlangt, dass sämtliche Chronisten der Ahl al-Sunna wa al-Jama‘a ihn ebenfalls überlieferten. Und da ich mir auferlegt habe, alles zu akzeptieren, worüber sich alle einig sind, bleibt mir nichts anderes übrig als es so hinzunehmen und mich darüber zu wundern.
Was soll ich dazu sagen? Wie soll ich eine Entschuldigung finden für jene Gefährten, die seit Beginn der Prophetenschaft Muhammads (s.) bis zum Tag von Hudaybiyya fast zwanzig Jahre mit Allahs Gesandtem verbracht und seine Wundertaten und das Licht seiner Botschaft gesehen hatten? Der Qur'an hatte sie Tag und Nacht gelehrt, wie sie sich in Gegenwart des Gesandten zu verhalten und wie sie mit ihm zu reden hatten, bis Allah ihnen mit der Ungültigkeit ihrer Taten drohte, falls sie ihre Stimme über seine erhoben.
Ich vermute, dass es Omar Ibn al-Khattab war, der die anderen Anwesenden beeinflusste und aufforderte, den Befehl des Gesandten (s.) zu ignorieren, ganz zu schweigen von seinem Eingeständnis, Taten begangen zu haben, deren Nennung ihm missfällt wie er an anderen Stellen zum Ausdruck bringt: "Ich fastete weiter und gab Almosen und betete und ließ Sklaven frei aus Furcht wegen dem, was ich getan hatte." (Al-Sira al-Halabiyya, Kap. "Das Friedensabkommen von Hudaybiyya", B. 2, S. 706) Man kann hier gut heraushören, dass Omar sich der Tragweite seines Verhaltens an jenem Tage wohl bewusst war. Es ist wirklich eine seltsame Geschichte – aber sie ist real.
2. Die Sahaba und das "Donnerstagsunglück"
Die Geschichte in Kurzform: Drei Tage vor dem Tode des Gesandten Allahs (s.) waren die Gefährten in seinem Haus versammelt. Er befahl ihnen, ihm Feder und Tintenfass zu bringen, damit er für sie ein Schriftstück verfasse, das sie vor dem Irrtum bewahren sollte. Die Gefährten aber waren unterschiedlicher Meinung darüber. Einige von ihnen verweigerten seinen Befehl und beschuldigten ihn, Unsinn zu reden. Darüber wurde Rasulullah zornig und schickte sie aus seinem Zimmer, ohne für sie etwas geschrieben zu haben. Hierzu noch einige Details: Ibn Abbas sagte: “Donnerstag! Was war an jenem Donnerstag! Die Schmerzen des Gesandten Allahs (s.) waren stärker geworden, und er sagte: ‚Los, ich schreibe euch etwas, damit ihr danach nicht in die Irre geht.‘ Und Omar sagte: ‚Der Schmerz hat den Propheten (s.) überwältigt! Ihr habt den Qur'an, Allahs Buch genügt uns!‘ Dann stritten sich die im Zimmer Anwesenden, und einige sagten: ‚Bringt es herbei, damit der Prophet (s.) euch etwas schreibe, nach dem ihr nicht in die Irre geht!‘ und andere sagten, was Omar sagte. Und als ihr Zank und Streit dem Propheten (s.) zu viel wurde, sagte Allahs Gesandter (s.) zu ihnen: ‚Geht fort von mir!‘”
Ibn Abbas sagte ebenfalls: "Das Unglück! Das ganze Unglück! Was bei Allahs Gesandtem (s.) geschah, als er für sie jenes Schreiben verfassen wollte und sie in Streit gerieten.” (Sahih al-Bukhari, B. 2, Abschnitt "Die Worte des Kranken: ‚Geht fort von mir‘"; Sahih Muslim, B. 5, S. 75, am Ende des Kapitels über Testamente; Musnad von Imam Ahmad Ibn Hanbal, B. 1, S. 355 und B. 5, S. 116; Tarikh al-Tabari, B. 3, S. 193; Tarikh Ibn Athir, B. 2, S. 320)
Dieses Geschehnis ist tatsächlich passiert, daran besteht kein Zweifel. Schi'itische Gelehrte und Chronisten überliefern es in ihren Büchern wie es auch die sunnitischen Gelehrten, Chronisten und Historiker tun. Nun muss ich zwar einhalten, was ich mir geschworen habe, bleibe aber verwirrt über Omars Standpunkt, den er in Bezug auf den Befehl des Gesandten (s.) vertrat. Um was für einen Befehl handelte es sich eigentlich? – Die Bewahrung vor dem Fehlgehen der Gemeinde. Ohne Zweifel sollte jenes Schriftstück etwas Neues enthalten, das die Muslime betreffen und sehr bedeutsam für sie sein sollte.
Lassen wir zunächst die Aussage der Schi'iten beiseite, der Prophet (s.) habe “Alis Namen als seinen Nachfolger aufschreiben wollen, und als Omar dies begriff, hinderte er ihn daran.” Möglicherweise überzeugen sie uns nicht mit dieser Behauptung, da sie uns prinzipiell nicht gefällt. Aber können wir eine vernünftige Erklärung für dieses Ereignis finden, welches den Gesandten (s.) so erzürnte, dass er sie fortschickte, und Ibn Abbas so sehr zum Weinen brachte, dass seine Tränen den Boden tränkten und er es als größtes Unglück bezeichnete?
Die Sunniten sagen, Omar habe die "Ernsthaftigkeit der Erkrankung des Propheten (s.) gespürt, war deshalb besorgt um ihn und wollte ihn beruhigen." Diese Begründung akzeptiert jedoch kein Dummkopf, schon gar nicht ein Gelehrter. Selbst ich habe mehrere Male und immer wieder versucht, Entschuldigungen für Omar zu finden, die Realität des Ereignisses aber hinderte mich daran. Selbst wenn ich den Ausdruck "er redet Unsinn" – Gott behüte! – ersetze durch "der Schmerz hat ihn überwältigt", finden wir immer noch keine Entschuldigung für Omars: “Ihr habt den Qur'an, Allahs Buch genügt uns!”
War er womöglich besser unterrichtet über den Qur'an als Allahs Gesandter (s.), dem er offenbart worden war? Oder sollte Allahs Gesandtem (s.) nicht bewusst gewesen sein, was er sagte? Oder sollte er mit seinem Befehl beabsichtigt haben, unter ihnen Meinungsverschiedenheiten und Streit hervorzurufen? Falls die Erklärung der Sunniten richtig sein sollte, wäre Omars guter Wille dem Propheten nicht verborgen geblieben, und er hätte sich bei Omar dafür bedankt und ihn gebeten, näher zu kommen, anstatt auf ihn wütend zu werden und zu sagen: "Geht fort von mir!"
Darf ich vielleicht einmal die Frage stellen, warum sie ihm gehorchten, als er sie aus seinem Zimmer verbannte, und nicht wieder behaupteten, er rede Unsinn? Eventuell weil sie mit ihrem Plan erfolgreich waren, ihn am Schreiben zu hindern, und keinen Grund mehr hatten, dort zu bleiben. Der Beweis dafür, dass ihr Lärm und Streit in Gegenwart des Propheten jegliches Maß überschritten, ist, dass sie zwei Parteien bildeten, von denen die eine sagte: "Bringt es dem Gesandten herbei, damit er für euch jenes Schriftstück verfasse!" und die anderen sagten, was Omar sagte, nämlich: "Er redet Unsinn!"
Die Angelegenheit beschränkte sich auch nicht auf Omar allein, denn wenn es so gewesen wäre, hätte Rasulullah (s.) ihn beruhigt und davon überzeugt, dass er (s.) nicht aus eigenem Begehren heraus spreche und es nicht möglich sei, dass Schmerzen ihn davon abhalten, die islamische Gemeinde rechtzuleiten und vor dem Irrweg zu bewahren. Und das Ganze verschlimmerte sich noch, weil Omar Helfer fand, die ihn unterstützten als hätten sie sich zuvor abgesprochen. Aus diesem Grund wurden sie ungehalten laut im Streit und vergaßen oder taten so als hätten sie Allahs Worte vergessen: O ihr, die ihr gläubig seid! Erhebt nicht eure Stimmen über die Stimme des Propheten und sprecht ihn nicht mit Worten an, die ihr untereinander benutzt, sonst werden eure Taten ungültig, ohne dass ihr es bemerkt! (Sure al-Hujurat (49), Vers 2)
Bei diesem Vorfall überschritten sie sämtliche Grenzen, indem sie ihre Stimmen erhoben, sprachen wie sie untereinander zu sprechen pflegten und ihn (s.) des Phantasierens und Halluzination beschuldigten. Dann stritten sie lautstark, und es entstand ein Wortgefecht in seiner Gegenwart. Ich glaube beinahe, dass die Mehrheit auf Omars Seite stand und Allahs Gesandter (s.) keinen Sinn mehr darin sah, das Dokument zu schreiben, weil er wusste, sie respektierten ihn nicht und gehorchten Allahs Befehl nicht, ihre Stimmen in seiner Gegenwart nicht zu erheben. Wenn sie sich schon Allahs Befehlen widersetzten, würden sie auch nicht den Befehlen Seines Gesandten Folge leisten.
Also entschied der Gesandte (s.) in seiner Weisheit, jenes Schreiben für sie nicht zu verfassen, da er deswegen bereits geschmäht wurde, als er noch lebte. Wie würde man erst nach seinem Tode damit umspringen? Die Schmäher würden sagen, er habe halluziniert, und vielleicht sogar einige seiner Anordnungen anzweifeln, die er während seiner Krankheit gegeben hatte. Dass sie der Überzeugung waren, er halluziniere, steht jedoch fest. Ich bitte Gott um Vergebung für diese Worte im Beisein des edlen Gesandten. Wie soll ich meine Seele und mein freies Gewissen davon überzeugen, dass Omar Ibn al-Khattab spontan handelte, obgleich seine Anhänger und andere Anwesende beweinten, was geschehen war, und ihre Tränen den Boden tränkten und sie es als das "Unglück der Muslime" bezeichneten?
Und deshalb ziehe ich die Konsequenz und lehne jegliche Begründung, die in diesem Zusammenhang angegeben wird, ab. Zuvor hatte ich bereits den Versuch unternommen, diesen Vorfall zu leugnen und abzustreiten, um vor seinem Übel Ruhe zu finden. Aber die Sahih-Bücher haben ihn überliefert und als authentisch klassifiziert, während seine Rechtfertigung nicht überzeugend ist. Ich neige zur schi'itischen Interpretation dieses Vorfalls, da es sich dabei um eine logische Erklärung mit zahlreichen Zusammenhängen handelt. Ich erinnere mich noch an die Antwort des Sayyid Muhammad Baqir al-Sadr, als ich ihn fragte: “Woher wusste Omar als Einziger unter den Sahaba, dass der Gesandte (s.) – eurer Behauptung zufolge – Ali schriftlich zu seinem Nachfolger ernennen wollte?"
Sayyid al-Sadr sagte: "Nicht nur Omar allein wusste von den Absichten des Gesandten. Die meisten der Anwesenden verstanden, was Omar verstanden hatte, denn Allahs Gesandter (s.) hatte schon vorab bekanntgegeben: ‚Ich hinterlasse euch die beiden gewichtigen Dinge: Allahs Buch und meine Nachkommenschaft Ahl-ul-Bayt. Wenn ihr an diesen beiden festhaltet, werdet ihr nach mir nie in die Irre gehen.‘ Und während seiner Krankheit sagte er zu ihnen: ‚Lasst mich für euch etwas schreiben, damit ihr nach mir niemals in die Irre geht.‘
Da begriffen die Anwesenden – unter ihnen auch Omar -, dass Rasulullah schriftlich festhalten wollte, was er in Ghadir Khumm verkündet hatte, nämlich das Festhalten an Allahs Buch und seiner Nachkommenschaft. Und da das Oberhaupt unter seiner Nachkommenschaft Ali war, war es so als wollte er (s.) sagen: ‚Haltet euch an den Qur'an und Ali!‘
wie er es bereits bei vielen anderen Anlässen geäußert hatte. Die meisten Quraischiten jedoch wollten Ali nicht, weil er noch jung war und ihren Stolz gebrochen und ihre Krieger getötet hatte. Aber diesmal trauten sie sich nicht so weit gegenüber Allahs Gesandtem, wie es beim Friedensabkommen von Hudaybiyya der Fall gewesen war oder beim heftigen Widerstand gegen ihn, als er das Totengebet für den Heuchler Abdullah Ibn Ubay verrichtete, und bei vielen anderen Anlässen, welche die Historiker aufgezeichnet haben.
Bei diesem Vorfall jedoch fällt auf, dass sich der Widerstand gegen das Schreiben eines Dokuments während der Krankheit des Propheten richtet, wodurch weitere Anwesende ebenfalls ermutigt wurden, sich dem Aufruhr im Beisein des Gesandten (s.) anzuschließen." Diese Aussage stimmt mit dem Sinn des Hadiths völlig überein, wohingegen die Äußerung “Ihr habt den Qur'an, Allahs Buch genügt uns” im Gegensatz zum Inhalt des Hadiths steht, der uns befiehlt, an Allahs Buch und der Ahl-ul-Bayt, den Nachkommen des Propheten (s.), gleichsam festzuhalten. Es scheint so als wollte er eigentlich sagen: “Allahs Buch genügt uns voll und ganz. Wir brauchen seine Nachkommen nicht." Eine vernünftige Interpretation dafür gibt es nicht in diesem Zusammenhang.
O Allah, falls die Absicht dieser Äußerung darin bestand, Allah zu gehorchen, ohne Seinem Gesandten zu gehorchen, dann wäre es ebenso nichtig und unvernünftig. Wenn ich nun den blinden Fanatismus und die widerspenstigen Emotionen ablege und mit einem gesunden Verstand und freien Gedanken ein Urteil fällen soll, neige ich zu dieser Analyse, wodurch es mir leicht fällt, Omar anzuklagen, da er der Erste war, der die Sunna des Propheten ablehnte, indem er sagte: “Allahs Buch genügt uns.”
Wenn einige Machthaber die prophetische Sunna unter dem Vorwand abgelehnt haben, sie sei widersprüchlich, so haben sie sich doch nur an das gehalten, was im Dasein der Muslime vorausgegangen war. Ich bürde aber nicht Omar allein auf, die Verantwortung für diesen Vorfall und die Vereitelung der Rechtleitung der Gemeinde zu tragen. Um ihm gegenüber gerecht zu sein, bürde ich sie ihm auf und denjenigen Gefährten, die seine Meinung teilten und somit seinen Widerstand gegen den Befehl des Gesandten Allahs (s.) unterstützten.
Ich staune in der Tat über jemanden, der über diesen Vorfall liest und darüber hinwegsieht, als wäre nichts gewesen, obwohl er zu den größten Tragödien der Muslime zählt, wie Ibn Abbas sagte. Meine Verwunderung gilt jedoch hauptsächlich jenen, die um jeden Preis versuchen, den Fehler eines Sahabis zu rechtfertigen, um deren Würde zu bewahren, auch wenn sie dabei auf Kosten der Würde des Gesandten Allahs oder des Islam und seiner Prinzipien verfahren müssen.
Warum fliehen wir vor der Wahrheit und versuchen sie zu verwischen, sobald sie mit unseren Vorstellungen nicht übereinstimmt? Und warum akzeptieren wir nicht einfach, dass die Sahaba normale Menschen waren? Auch sie hatten Vorstellungen, Neigungen und Ziele und begingen manchmal Fehler. Aber meine Verwunderung vergeht, sobald ich im Qur'an die Geschichten der Propheten (Friede sei mit ihnen) lese, die trotz der vollbrachten Wunder keine Macht über den Widerstand ihrer Völker hatten. Herr, lass unsere Herzen nicht abweichen, nachdem Du uns geleitet hast, und gib uns Deine Gnade, denn Du bist der immer Gebende.
Nun habe ich den Hintergrund des Standpunktes der Schi'iten zum zweiten Kalifen begriffen, dem sie die Verantwortung für viele Tragödien aufbürden, die im Laufe der islamischen Geschichte stattgefunden haben seit dem "Donnerstagsunglück", das die Gemeinde daran hinderte, Rechtleitung zu erlangen durch das Dokument, welches der Gesandte (s.) für sie verfassen wollte. Das unvermeidbare Eingeständnis hierbei ist, dass ein verständiger Mensch, der die Gerechtigkeit dem Personenkult vorzieht, für die Sahaba um Vergebung bitten würde, während jene, die ihren Sinn für Gerechtigkeit aus dem Personenkult beziehen, für uns unbedeutend sind.
Quelle: http://www.islam