Evolutionstheorie und Schöpfungsakt
Wie stehen Aleviten zur Evolutionstheorie und wie sehen sie den Schöpfungsakt?
Nach der alevitischen Lehre besteht der Mensch aus zwei komplexen Komponenten: Körper und Seele. Nach dieser Auffassung soll man den Begriff „Mensch" in heiligen Texten nicht biologisch verstehen, sondern als immaterielle Seele, als Geist. Auch die Begegnungen Gottes mit Propheten, wie z.B. Mohammed während seiner Himmelfahrt (Miraç) seien nicht körperlich, sondern seelisch/geistig gewesen.
Daher sollte man die biologische Entwicklung und Erforschung des menschlichen Körpers den Wissenschaftlern überlassen, die geistige Entwicklung der Seelen den Geistlichen.
Gott habe die Voraussetzungen für das Leben auf der Erde geschaffen, das allerdings in einem ständigen Wandel begriffen ist. In diesem Sinne leistet die bisherige Forschung, insbesondere Darwins, einen enormen Beitrag, um die biologische Entwicklung des Menschen und der Tierarten besser zu verstehen.
Für die Aleviten ist die Schöpfung der Seelen wichtig.
Nach einem alevitischen Schöpfungsmythos erschuf Gott in seinem Großmut einen grünen Ozean. Er sandte dem Ozean einen lieben Blick. Der Ozean geriet daraufhin in heftige Bewegung und schlug Wellen. Daraus entsprang eine Perle. Der erhabene Gott nahm die Perle und spaltete sie in zwei Teile. Die eine Hälfte der Perle verwandelte sich in grünes und die andere in weißes Licht. Das grüne Licht ist das Licht Mohammeds und das weiße ist das Licht Alis. Diese beiden wurden vor allen anderen Seelen erschaffen. Danach erschuf Gott die anderen Seelen aus seinem Licht. Nach diesem Glauben bedeutet die Existenz der Seele gleichzeitig die geistige Existenz eines Menschen. Aleviten glauben, dass die Menschenseele als Geschöpf heilig ist. Gott schuf die Menschenseele gleichwertig und gleichzeitig. Die Seelen kommen von Gott und kehren zu Gott zurück. Der Körper ist die Hülle der Seele und ist vergänglich. Die Seele selbst jedoch ist ewig.
Almanya Alevi Gençler Birliği